„Kultur im Kotterhof“ hat 20-jähriges Jubiläum"

23. Juli 2021: Rückblick auf 20 Jahre Kultur im Kotterhof

Seit einem Jahr ist es still geworden im und um den Böhmfelder Kotterhof. Nur leise Gitarren und Klavierklänge aus der Musikschule oder heitere Blasmusik von den sonntäglichen Proben der Böhmfelder Bergbläser sind zu hören. Wo man sonst Konzerten lauscht und Ausstellungen besucht, holt man sich derzeit nur eine Erfrischung am Eisautomaten oder lässt sich auf Corona testen. Selbst der Gemeinderat weicht für seine Sitzungen in die geräumigere Schulturnhalle aus. Lediglich das von den Bergbläsern organisierte Konzert der Brüder Well fand in diesem Sommer statt. Vor Corona sah das alles ganz anders aus, wie ein Rückblick auf 20 Jahre Kultur im Kotterhof zeigt.

Die Einweihungsfeier des neuen Dorfzentrums am 1. Juli 2001 setzte mit dem Auftritt des bekannten Fernsehjournalisten Franz Alt ein erstes Ausrufezeichen. Seitdem reicht die Bandbreite der verschiedenen Nutzungen von musikalischen und literarischen Veranstaltungen über Ausstellungen, Vorträgen und Theater bis hin zu Dorffesten, Empfängen und standesamtlichen Trauungen.

Kunst im Kotterhof


Die rustikalen Bruchsteinmauern im Sitzungssaal und im Stadel des Kotterhofs bildeten häufig das stimmungsvolle Ambiente für Ausstellungen der Böhmfelder Künstlerpaare Erna und Albert Fersch sowie Renate und Jürgen Geritz, aber auch regionaler Künstler wie Traudl Brunnquell, Kathy Kornprobst, Matthias Schlüter, Gerda Biernath, Gisela Hammer, Dagmar Hummel und Elisabeth-Anna Jung. Der Klöppelclub Beilngries zeigte seine „spitzindigen“ Klöppelarbeiten ebenso gerne wie verschiedene Kunsthandwerkerinnen ihre Keramik- und Textilarbeiten. Die Böhmfelder Kindergartenkinder beeindruckten mit der Ausstellung ihrer modernen Werke unter dem Titel „Kleine Künstler ganz groß“.

Musik im Kotterhof


Musikalische Höhepunkte der vergangenen 20 Jahre waren sicherlich die Auftritte des Georgischen Staatlichen Streichquartetts, der „Star Fours“ und „Austria 4+“, vom Keller Steff und Roland Hefter oder „Rad Gumbo“ mit Robert Dackel Hirmer; unvergessen auch die Pfarrerband OSB. Der Bogen spannte sich von der Volksmusikpflege mit Ernst Schusser über mittelalterliche Musik mit „Platerspil“ und „Mille Fontane“ bis hin zu einem Didgeridoo Konzert mit Workshop und Ausstellung über das Leben der australischen Ureinwohner. Die Cheskinga Dradewixpfeiferl brachten bei einem Irischen Abend so richtig Stimmung in die Scheune.

Foto: Reinhold Halsner

Mehrmals traten im Kotterhof Blues Lick, Charly Böck und die Köschinger Saitentratzer auf. In guter Erinnerung sind auch die vom Böhmfelder Jack Skupin organisierten Jazz-Festivals im Innenhof sowie ein Kinder- und Jugendkonzert mit mehr als 100 Mitwirkenden aus Böhmfeld unter der Leitung von Anja Lindner.

Vorträge, Lesungen und viel Theater

Bei Vorträgen über Kuba, Island und Namibia sowie über Dietrich Bonhoeffer konnten die Besucher ihren Horizont erweitern. Auch die wenigen literarischen Veranstaltungen sind erwähnenswert: z.B. eine Lesung von Texten der Marieluise Fleißer durch ihren Neffen Klaus Gültig oder die Lesung von Sagen und Legenden, gesammelt von der Sagenforscherin Emmi Böck und musikalisch eindrucksvoll begleitet von Wastl Biswanger und Franz Schießl. Die Ingolstädter Laientheatergruppe „Szenenwechsel“ (vormals „vollust“) bringt in jedem Frühjahr mit großem Erfolg meist Krimikomödien englischer Autoren zur Aufführung.



Foto: Szenenwechsel

Für Dorffeste, wie dem Weinfest der Freiwilligen Feuerwehr, bildet vor allem der Innenhof einen idealen Rahmen. Auch die Weihnachtsmärkte und das Weihnachtssingen oder die Lesung der Heiligen Nacht von Ludwig Thoma erfreuen sich großer Beliebtheit. Fest etabliert hat sich auch das vierteljährlich stattfindende "Singen im Jahreskreis", von Petra Halsner vorbereitet und mit Gitarre oder Akkordeon begleitet.

Auch für die große Gemeindepolitik ist der Kotterhof von großem Nutzen: so finden hier die Sitzungen des Gemeinderates und standesamtliche Trauungen statt. Und bei den jährlichen Neujahrsempfängen der Gemeinde treten prominente Gastredner auf, es werden erfolgreiche Sportler geehert und gemeinnützige Spenden übergeben. Nachhaltigen Eindruck hinterließ der Kotterhof auch bei den Jororen des Wettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft - Unser Dorf soll schöner werden", an dem Böhmfeld mehrmals erfolgreich teilgenommen hat.

Was lange währt ...


Schon während der Sanierung des 150 Jahre alten ortsbildprägenden Bauernhofes mit dem ungewöhnlichen Walmdach hatte der damalige Bürgermeister Alfred Ostermeier interessierte Böhmfelder zu einem Wochenendseminar in das Kloster Plankstetten eingeladen. Unter dem Motto "Kreative Köpfe für den Kotterhof" kamen viele Ideen zusammen, wie man das alte Wohnstallhaus, die Bruchsteinscheune und den geräumigen INnehof künftig nutzen könnte. Einig war man sich in dem Ziel, die alten Mauern mit neuem Leben zu erfüllen und das Projekt "Kultur auf dem land für alle" zu wagen. Rückblickend stellt er fest: "Wir konnten viele Ideen umsetzen, weil sich Böhmfelder Künstler und Vereine enorm engagiert haben."

Aufgeben kommt nicht infrage


Seit 2013 betreut Petra Halsner die Kulturarbeit im Kotterhof. Es ist eine glückliche Fügung, dass sie seit Mai 2020 auch das Amt der 2. Bürgermeisterin ausübt. Nachdem die Organisationsarbeit in den ersten Jahren vom Bürgermeister und seiner Stellvertrterin Seraphina Regensburger noch selbst getragen wurde, so zeigte sich immer stärker die Notwendigkeit, eine "Kulturbeauftragte" zu beschäftigen. Petra Halsner hofft, dass die Veranstaltungen im Kotterhof langsam wieder anlaufen können, so z.B. die für Herbst geplante kalligraphie-Ausstellung von Thekla Peschl und das beliebte Mensch-ärgere-dich-nicht-Turnier, das Teilnehmern von 8 bis 80 seit Jahren großen Spaß macht. "Aufgeben kommt nicht infrage! Auch wenn man einen langen Atem braucht und den Mut, sich immer wieder auf neue Ideen einzulassen", sagt Halsner, die selbst auch Musikerin ist. Ende Juni gaben die Wellbrüder bereits den Startschuss für das Kulturleben 2021 im Kotterhof: auf Einladung der Böhmfelder Bergbläser spielten sie vor ausverkauften Reihen im Innenhof auf.

Bericht: Elena Ostermeier